Archiv - Atomenergie - Störfälle

Erneut Kühlflüssigkeit im tschechischen AKW Temelin ausgetreten
07.03.2007

Bei Temelin versagt die Politik.

Im Atomkraftwerk Temelin reiht sich seit Jahren Störfall an Störfall – direkt an der Grenze zu Österreich. Seit dieser Woche sind es hundert.
Niemand fand es für nötig Österreich davon rechtzeitig zu informieren. Der Störfall wird zur gefährlichen Routine, obwohl selbst wichtigste, im Melker Prozess definierte und vereinbarte Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit des störanfälligen AKW nicht umgesetzt wurden. In dem grenznahen tschechischen Atomkraftwerk Temelin ist zum zweiten Mal innerhalb einer Woche leicht radioaktives Wasser ausgetreten.

Rund 1100 Liter Kühlflüssigkeit seien vermutlich aus einer undichten Leitung im ersten Block geflossen, bestätigte AKW- Sprecher Milan Nebesar am Mittwoch. Der insgesamt 101. Störfall seit Inbetriebnahme der südböhmischen Anlage im Oktober 2000 habe sich bereits am Dienstagmittag ereignet. Da das Wasser von einer speziellen Einrichtung aufgefangen worden sei, habe keine Gefahr für die Umwelt bestanden, sagte Nebesar. Erst in der vergangenen Woche waren in Temelin rund 2000 Liter radioaktiv belastetes Wasser ausgelaufen, weil ein Arbeiter versäumt hatte, ein Ventil zu schließen.

Österreichische Politiker reagierten am Mittwoch mit Kritik auf die neue Panne in dem Reaktor, der rund 100 Kilometer von der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz und etwa 230 Kilometer von München entfernt ist. Hingegen sprach das tschechische Amt für nukleare Sicherheit (SUJB) von einem für die Sicherheit weniger bedeutenden Vorfall. Man werde den Austritt der Flüssigkeit trotzdem genau untersuchen, sagte SUJB-Direktorin Dana Drabova. Temelin-Gegner vor allem in Österreich und Bayern halten die Anlage für unsicher und fordern ihre Stilllegung.

Doch eines ist klar:

Österreich darf kein doppeltes Spiel mit Tschechien treiben.
Österreich importiert seit Jahren zunehmend Atomstrom aus seinen Nachbarländern, auch aus Tschechien, ohne dass die Konsumenten davon erfahren. Diese Importe sollen sogar ausgebaut werden. Zwischen Tschechien und Österreich sind weitere "Atomstrom-Autobahnen" geplant.
In den Tiroler Alpen sind sogar neue Speicherkraftwerke auf Kosten von unwiederbringlichen Naturschätzen geplant, die den Atomstrom in Folge "grün waschen" sollen. Diese Vorgangsweise droht die österreichische Anti-Atompolitik der Lächerlichkeit Preis zu geben.

Die Glaubwürdigkeit der österreichischen Ablehnung gegenüber Atomkraft steht auf dem Spiel. Stattdessen ist es dringend an der Zeit, Tschechien eine Energiepartnerschaft anzubieten.
Von Energiesparmaßnahmen, der Förderung der erneuerbaren Energien, sowie Know-how-Transfer profitieren beide Staaten langfristig. Tschechien kann sich nicht nur so aus seiner Abhängigkeit von Atomstrom befreien. Es werden nachweislich in beiden Staaten wesentlich mehr Arbeitsplätze geschaffen und das Wirtschaftswachstum gefördert als über die Fixierung auf veralterte Atomtechnologie.

Sonst schwebt das Damokles-Schwert über der österreichischen und tschechischen Bevölkerung, dass der letzte Störfall in Temelin der größte anzunehmende Unfall - der GAU - sein wird.