Der Wettlauf um neue Energie

Neue Technologie: Flüssiggas -Tanker aus der Golfregion

Die OMV nennt ihr Pipeline-Projekt nach der berühmten Freiheitsoper von Giuseppe Verdi „Nabucco“.
Sie soll Gas aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Turkmenistan sowie aus dem Iran und Ägypten nach Mitteleuropa bringen. Geplant ist eine 3.300 km lange Pipeline, die rund 4,6 Mrd. Euro kosten wird.

Gasflamme

Ab 2012 soll sie rund 33 Mrd. m3 Gas über die Türkei, Rumänien, Bulgarien und Ungarn zu einem Großverteiler nahe Wien führen. Die Federführung hat die Wiener OMV. Partner sind bisher die bulgarische Bulgargaz, die rumänische Transgaz, die türkische Botas und die ungarische MOL.
Baubeginn soll 2008 sein.

Neue Technologie: Flüssiggas -Tanker aus der Golfregion

EU will die Abhängigkeit von Russland verringern.
Russland hat Europa mit der Energieversorgung aus seinen Öl- und Gasvorkommen fest in der Hand.

Nicht nur die unmittelbaren Nachbarn. Spätestens seit dem Erdgas-Streit Russland mit der Ukraine im Winter 2005/2006, als durch Drosselung der Gaslieferungen auch die Versorgung der EU unterbrochen wurde, ist klar:
Die Erdgasabhängigkeit von Russland hat ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht.
Um diese Abhängigkeit zu verringern sucht die EU neue Transportwege für Erdgas nach Europa.
Dabei verfügt nicht Russland, sondern auch der mittlere Osten über die meisten Erdgas-Reserven weltweit. Doch Pipelines von dort nach Europa waren bisher zu teuer und zu unsicher.

Eine Option wird immer wichtiger: Erdgas-Verflüssigung. Mit dieser Technologie - Fachbezeichnung LNG (Liquefied Natural Gas) - wird der Erdgas-Transport auf Tankschiffen abgewickelt, unabhängig von Pipelines.
Der Oman möchte eine Vorreiterrolle für die Zeit nach dem Erdöl übernehmen. Also setzt der Omanauf neue Wege - besonders auf die Erdgas-Verflüssigung. LNG-Anlagen - die wichtigste in Qualhat nahe der Stadt Sur - werden massiv ausgebaut.
Zugleich investiert der Oman in den Ausbau seiner Tankerflotte. Ziel des Oman ist es bis 2020 den Anteil von Erdgas an der Gesamtwirtschaft zu steigern und das Erdöl zu überholen.
Strategisch kommt dem Oman zugute, dass sich seine Anlagen außerhalb des Krisengebietes Persischer Golf befinden und von Krisen weniger betroffen sind. Mit Erdgas-Verflüssigung öffnet sich für die Ölstaaten ein neuer Markt.

Um das Flüssiggas nutzen zu können, sind auf Abnehmerseite Entflüssigungsanlagen nötig. Nur so kann das Erdgas wieder in Pipeline-Netze eingespeist werden. EU-Hauptabnehmer für Flüssiggas aus dem Oman ist derzeit Spanien.

OMV-Projekt

Um auch Zentraleuropa mit Erdgas aus dem Mittleren Osten zu versorgen, plant die OMV in einem Konsortium eine LNG-Anlage in der Adria: Auf der Insel Krk in Kroatien soll der größte Flüssiggas-Terminal für Zentraleuropa entstehen. Eine Machbarkeitsstudie ist in Arbeit, das definitive "Go" soll im Sommer 2008 kommen. Erste Flüssigkeits-Tanker könnten noch vor Ende 2011 auf Krk entladen werden.

Kurzfristig wird Flüssiggas nur Zusatz-Nutzen für Europas Erdgasversorgung sein.
Ein Grund: Die Infrastruktur muss auf lange Sicht geplant werden. Mittelfristig sollen LNG-Importe zehn Prozent des EU-Erdgasverbrauches ausmachen. Langfrist-Tendenz: stark steigend.

Doch die EU muss vorsorgen, will sie nicht ins Hintertreffen geraten: Die großen Energie-Abnehmer in Asien - China, Japan, Südkorea, Indien - haben derzeit die Nase vorn. Der Wettlauf um neue Formen des Energie-Transports hat längst begonnen.