Kritiker hätten Berichte lesen sollen

Die CO2-Konzentration ist heute höher als jemals zuvor in den letzten 650.000 Jahren.

Dem Mittelmeer-Raum droht Dürre, dem Alpenraum Flut.
Professor Thomas Stocker ist Professor für Umwelt- und Klimaphysik an der Universität Bern. Er ist einer der maßgeblichen Co-Autoren des Klimaberichts, den das UN-Fachgremiums für Klimaveränderungen (IPCC) gestern an einer Pressekonferenz in Paris vorstellte.

Die Klimaexperten drücken in Paris aufs Alarmsignal:
Wir können heute mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass die Erwärmung der letzten 50 Jahre durch menschliche Aktivitäten verursacht wurde.
Dennoch gab es vor nicht langer Zeit Leute, die bezweifelten, dass die menschliche Aktivität wirklich am Anstieg der Treibhausgase und an der Erwärmung schuld ist.

Die Berichte, die vor zehn Jahren herausgegeben wurden, hätten besser gelesen werden sollen. Die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre sind heute höher als je zuvor in den letzten 650.000 Jahren und mann kann wichtige Größen im Klima-System, etwa die Veränderung des Niederschlags in großen Gebieten unseres Planeten, voraussagen.

Wo auf der Welt, in welchen Regionen sind die grössten Veränderungen zu erwarten?
Generell wissen wir, dass die Erwärmungen über den Landmassen der Kontinente größer sind als über den Ozeanen, dass die Erwärmungen in den hohen Breitengraden der nördlichen Hemisphäre größer sind um Faktoren von zwei bis vier als das globale Mittel. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts ist somit bei höheren Emissions-Szenarien die Arktis eisfrei.

Wie sieht die Prognose für Europa aus?
Der Mittelmeerraum wird trockener werden, auf der Alpennordseite in Westeuropa erwarten wir höhere Niederschläge samt den bekannten Konsequenzen wie beispielsweise höheren Fluten.

Was tun gegen die Erderwärmung?
Jedes Land ist aufgefordert, in den nächsten Jahren große Anstrengungen zu unternehmen und sich auf eine Reduktion fossiler Treibstoffe einzustellen.
Das bedeutet: Es muss ein massiver Innovationsschub kommen, der es erlaubt, dass wir langfristig - in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts - im Wesentlichen auf diese Energieträger verzichten. Es braucht dazu eine ganz konsequente Politik, namentlich auch eine Nachfolge-Übereinkunft für das Kyoto-Protokoll, das bekanntlich 2012 ausläuft.
Dieses Ziel ist um so schwerer zu erreichen, je mehr wir zuwarten.