Sinnenlust: Die Kraft der Sonne
Quelle: inforadiorbb vom 22.9.2006

Die Kraft der Sonne zu nutzen, ist ein Menschheitstraum, für den seit vielen Jahren Wissenschaftler weltweit forschen und das durchaus erfolgreich.

Gerade wurden an der Internationalen Raumstation ISS riesige Sonnensegel montiert für die Stromversorgung, Solarzellen auf den Dächern für die Strom- oder Wärmegewinnung werden immer häufiger, die Förderung regenerativer Energien ist nicht mehr nur Lieblingsprojekt grüner Politiker. Die in Deutschland an regenerativen Energien forschenden Institute haben sich im Forschungsverbund Sonnenenergie zusammengeschlossen. Er tagt zurzeit in Berlin.

Deutschland ist Weltmeister bei der Erforschung regenerativer Energien. Die Produktion von Solarzellen ist mittlerweile die weltgrößte, und auch bei der Windenergie- und Biomassegewinnung spielt das Land ganz vorne mit. Also alles gut? Mitnichten, sind sich die Experten einig


"Die Energie ist bei uns zu billig. Also, wir sind nicht gezwungen, an etwas Alternatives zu denken. Uns geht es wirklich zu gut", sagt Prof. Vladimir Dyakonov vom Bayrischen Zentrum für Angewandte Energieforschung - und meint damit den insgesamt geringen Anteil regenerativer Energie am Gesamtverbrauch: lediglich 6,4% waren es 2005 - allerdings hat sich die Nutzung gegenüber dem Jahr 2000 verdoppelt. Dabei sind die Potenzen enorm, zum Beispiel Sonne:


"Aber es ist irgendwie verblüffend. Mich persönlich fasziniert dieser Vergleich, der Jahresenergieverbrauch auf der Erde ist das, was die Sonne uns in einer Stunde liefert. Und das ist für einen Wissenschaftler einfach ein Reiz, ein wissenschaftlicher Anreiz, diese Energie auszunutzen."

Bis zum Jahr 2050, so ist es das erklärte Ziel der Bundesregierung, sollen erneuerbare Energien rund 50% der Energieversorgung abdecken. Ein langer Weg, der vor Grundlagenforschung und Industrie liegt, betont Prof. Wolfgang Steiner, Tagungsleiter und Direktor am Berliner Hahn-Meitner-Institut, wo an den Photovoltaikzellen der Zukunft geforscht wird:


"Wir reden nicht von fünf Jahren, wir reden von zehn Jahren oder mehr, weil wir wissen zum Beispiel die neuesten Technologien, Dünnschichttechnologien, die jetzt gerade in die Produktion gehen. Da haben die wissenschaftlichen Vorarbeiten vor etwa 15 bis 20 Jahren begonnen und das heiß, auf der Forschungsseite muss man zwanzig Jahre Vorlauf haben für neue Produkte, dann können Sie sich ausrechnen, wenn wir sagen, es gibt weiteres Potential, neue Konzepte sind im Raum, die Forschungsarbeiten laufen, zeigen auf, es gibt andere Möglichkeiten, dann müssen wir sagen, dafür brauchen wir 15 Jahre kontinuierliche Förderung, um in eine Lage versetzt zu werden, um zu sagen, jetzt haben wir Demonstrationsmodule, jetzt kann man an die Industrie herangehen."


Langfristige Förderung sei notwendig, viel Geld. 185 Millionen betragen die Projektfördermittel 2006, knapp 20 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Das ist dennoch zu wenig. Hoffnung setzen die Wissenschaftler auf zusätzliches Geld aus der Innovationsinitiative der Kanzlerin aber auch aus der Industrie. Denn die Nutzung erneuerbarer Energien sei sicher unter umweltpolitischem Aspekt nötig (Stichwort Kyoto II), doch Forschungsverbund-Sprecher Dr. Thomas Schott vom Stuttgarter Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoffforschung sieht noch einen weiteren Aspekt:


"Deutschland ist ja wirklich lobenswerter Vorreiter im Moment, aber es ist nicht das einzige Ziel. Ich glaube, es kommt auch ein industriepolitisches hinzu. Es ist allen klar, dass früher oder später erneuerbare Energie-Technologien, auch zu Schlüssel-Technologien werden. Da muss Deutschland eine Vorreiterrolle spielen. Deswegen sind diese Märkte nicht nur Einstieg in einen Energie-Mix, sie sind auch Einstiegsmärkte in eine globale Industriepolitik."


Und damit der Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energie genügend Fachleute nachwachsen, gibt es zum Beispiel am Hahn-Meitner-Institut ein Schülerlabor, wo es Früchtetee in besonderer Verwendung gibt. Martina von Lucke-Petsch:


"Früchtetee ist natürlich zum Trinken da, aber man kann noch viel mehr damit machen, z.B. wirklich Solarzellen herstellen. Das einzige was man dazu noch braucht sind beschichtete Gläser, die schon leitend beschichtet sind und Titandioxid, was u.a. auch in Zahnpasta vorkommt, und daraus kann man dann ganz einfach bei uns im Schiller-Labor eine Solarzelle herstellen."


Und wer diese grundlegenden und faszinierenden Zusammenhänge begriffen hat, der kann dann an der FHTW aller erneuerbare Energien studieren, wie Dekan Wolfgang Brösicke sagt:


"Wir sind so nahezu die einzige Hochschule in Deutschland, die die gesamte Palette der regenerativen Energien anbietet, d.h. es handelt sich dabei um die Photovoltaik, die Solar-Thermie, die Wasserstofftechnik, Kleinwasserkraftnutzung, Windenergie, Windenergiespeicherung und Geothermie, Nutzung von Biomasse, also die gesamte Palette regenerativer Energiequellen."