Öko- und Ethikfonds
31.05.2006

Öko- und Ethikfonds verbinden gutes Gewissen mit teils recht ansehnlichen Erträgen

Jung, dynamisch und (meist) aufstrebend

Ethische Bedenken spielen immer öfter eine Rolle bei der Geldanlage: Während 1997 erst jeder achte private Anleger in seine Investmententscheidung auch ökologische oder sozialpolitische Überlegungen einfließen ließ, tat das laut einer Gallup-Umfrage fünf Jahre später schon jeder vierte Kapitalverwerter.

Nicht nur ethische Motive
Ohne frisches Geld aus Ökofonds könnten manche alternativen Energieerzeuger nicht überleben.
Der höheren Nachfrage steht auch ein deutlich gewachsenes Angebot gegenüber - doch die meisten Fonds sind relativ jung. Der überwiegende Anteil der Ökofonds ist nicht länger als seit fünf Jahren am österreichischen Markt zu haben. Wenn ethische Bedenken zwar eine wichtige Rolle bei der Investition in nachhaltige Fonds spielen, ist auch die Performance ein immer wichtigeres Motiv. "In den letzten Monaten haben auch mehrere Versicherungen und Pensionskassen in unsere Sustainability Funds investiert", sagt Clemens Peinbauer, Fondsmanager bei Kepler Fonds. "Diese Kunden sind rein ertragsorientiert vorgegangen."

Guter Ruf und mehr Motivation
Für die stabile Performance der Nachhaltigkeitsfonds liefert Stefan Schaltegger vom Institut für Umweltmanagement der Universität Lüneburg betriebswirtschaftliche Gründe: "Für eine dauerhafte Steigerung des Unternehmenswerts spielen Faktoren wie Markenwert, Reputation und Mitarbeitermotivation eine entscheide Rolle", sagt Schaltegger. Und letzterer Faktor steht schließlich mit im Mittelpunkt nachhaltiger Strategien.

Vorher Informationen einholen
Wer nachhaltig investieren will, tut jedoch gut daran, den Fondsprospekt genau zu studieren und hartnäckig nachzufragen. Denn Standards, was sich "öko" oder "nachhaltig" nennen darf und was nicht, fehlen am heimischen Markt noch. Manche Fondsanbieter heuern deshalb Umweltorganisationen an, die die Auswahl der Aktien überwachen. Andere führen bestimmte Knock-out-Kriterien an, die die gelisteten Unternehmen erfüllen müssen.

Kepler Fonds wendet zwei Strategien an: Die beiden Nachhaltigkeitsfonds werden von der Zürcher SAM Sustainability Group überwacht – ein Forschungsunternehmen, das sich auf Nachhaltigkeitsthemen spezialisiert hat. Die SAM Group kürt jährlich die "Nachhaltigkeitskaiser" verschiedener Branchen. Die zehn obersten Prozent dieser Rangführer in puncto Vereinbarung sozialer, ökologischer und ökonomischer Ziele werden auch für den DOW Jones Sustainability World Index, ein Index aus rund 2500 Unternehmen, herangezogen. "Die Frage ist: Wer bemüht sich am meisten? In diese Unternehmen investieren wir", erklärt Peinbauer.

Strengere Regeln gelten für den Kepler-Ethikfonds: Hier wurden – gemeinsam mit Analysten des Münchner Beratungsunternehmens für nachhaltige Investments "oekom research" - Ausschlusskriterien formuliert. "Die gelisteten AGs dürfen zum Beispiel keine schwer recyclebaren Materialien verwenden und dürfen nicht an Atomenergie, Tabak oder Alkohol produzierenden Unternehmen beteiligt sein", sagt Peinbauer.

"Glückliche Entwicklung"
Die Keplerschen Nachhaltigkeitsfonds mit rund 130 Millionen Euro Kapitalisierung hätten sich "bis jetzt sehr glücklich entwickelt". Die Volumina seien im Vorjahr bei allen Fonds um dreißig bis vierzig Prozent gewachsen, in den letzten vier Jahren sei die Performance bei 17 Prozent pro Jahr gelegen.

Auf Small Caps achten
Zu Vorsicht mahnt Peinbauer auch, was die Zusammensetzung des Fonds betrifft: "Ich kenne Mitbewerber, die Fonds mit hohen Small Cap-Anteilen führen. Die können zwar kurzfristig hohe Erträge bringen, bergen aber auch hohe Risken." Die Rede sei beispielsweise von kleinen alternativen Energieerzeugern. Wer weniger risikofreudig ist, solle auf eine breite Streuung achten. Peinbauer: "Alles, was einen Small Cap-Anteil von dreißig Prozent übersteigt, ist jedenfalls nicht mehr risikoarm."
      Quelle: derstandard; (Maria Sterkl)