Archiv - Atomenergie - Störfälle

Schließung des Atomreaktors in Bohunice
Quelle: CHRISTOPH THANEI (Die Presse) 30.12.2006

Die Schließung ist für Slowaken "einer der traurigsten Tage für unser Land"

Am Sonntag, den 31. Dezember 2006, wird der erste von zwei V1-Reaktoren des Atomkraftwerks Jaslovské Bohunice für immer abgeschaltet. Dazu hat sich die Slowakei in ihrem Beitrittsvertrag zur EU verpflichtet. (Der zweite Reaktor muss bis Ende 2008 abgestellt werden.)

Für Wirtschaftsminister Lubomír Jahnátek ist es "einer der traurigsten Tage der Slowakei". Dennoch lässt es sich der Minister nicht nehmen, persönlich dabei zu sein. Auch Ministerpräsident Robert Fico wird zumindest für ein paar feierliche Worte zum Abschied vorbeischauen. Während vielen Österreichern einer der schwersten Steine vom atomskeptischen Herzen fallen wird, ist den meisten Slowaken Jahnáteks Trauer näher. Denn wie Ministeriumssprecher Branislav Zvara der "Presse" erklärt, verliert die Slowakei schon mit diesem einen Reaktor neun Prozent ihrer gesamten Stromproduktion, mit Abschaltung des zweiten in zwei Jahren dann nochmals zehn Prozent.

Das Land wird dadurch von Stromimporten abhängig. Deshalb hatten die derzeitigen Regierungsparteien der linksnationalen Koalition die mit der EU vereinbarte Abschaltung stets kritisiert. Eine Weigerung kommt aber nicht in Frage, da der EU-Beitrittsvertrag auch für die neue Regierung als unantastbar gilt.

Jahnátek liebäugelt daher mit der Alternative, dass in Zukunft ein ganz neues, viel moderneres Atomkraftwerk anstelle der nun zu schließenden Reaktoren gebaut wird. Logischer Betreiber dafür wäre laut Jahnátek der Staat, der damit ein "natürlicher Konkurrent" zum nunmehrigen Monopolisten Enel werden könnte. Dem italienischen Konzern gehören die beiden neueren V2-Reaktoren in Bohunice und die vorläufig zwei Reaktoren des AKW Mochovce.