Der Klimawandel ist bereits voll im Gang

Wärmere Winter bringen schwerere Stürme – „Emma“ war der Stärkste seit Jahrzehnten

An immer häufigeren Stürmen würde man den Klimawandel als Erstes erkennen, sagen Wissenschafter. „Kyrill“, „Paula“ und jetzt „Emma“ – Waldbesitzer und Versicherungen verzweifeln allmählich.

Meteorologen lernen es auf der Uni: Je größer die Temperatur-Unterschiede, desto größer die Dynamik des Wettergeschehens. So ist für Experten das stärkere Sturmgeschehen der letzten Jahre nur einer von mehreren unübersehbaren Hinweisen darauf, dass die Klimaerwärmung bereits voll im Gang ist. Heftige Stürme als unmittelbare Folge immer höherer Temperaturen: hohe Spitzen im Sommer, extrem warme Wintermonate. Ist es im Winter in Gegenden sehr warm, in denen zu dieser Zeit eigentlich Frost herrschen sollte, kann das dazu führen, dass der „Normalzustand“, aus dem kalten Norden kommend, durch heftige Stürme wieder hergestellt wird. Schnee und plötzlich wieder Kälte in dieser Woche nach „Emma“ sprechen ebenso für diese Lehrbuchweisheit der Wetterkundler wie die extrem warmen Tage vor dem großen Sturm mit Temperaturen bis knapp an die 20 Grad – und das mitten im Februar!

Die Wärme bringt Sturm
Die Bauern kommen mit der Schadens- Aufarbeitung in Wäldern nicht mehr nach. Dieser Winter, der meteorologisch exakt am Tag von „Emma“, am 1. März, zu Ende gegangen ist, war der wärmste seit Jahrzehnten und der vorangegangene, der am 18. Jänner 2007 den Sturm „Kyrill“ gebracht hat, hat uns auch nur selten zu Daunenjacke und Schneeschaufel greifen lassen.

Sisyphusarbeit im Wald
Noch sind die Folgen des Sturmes „Kyrill“ in den Salzburger Wäldern nicht zur Gänze aufgearbeitet – rund 15 Prozent des Schadholzes liegen noch – da fegten „Paula“ und „Emma“ durchs Land. Wobei „Paula“ zumindest in Salzburg – im Gegensatz zu Steiermark und Kärnten – weniger Waldschäden verursacht hat als „Kyrill“. Bei „Emma“ weiß man es noch nicht so genau, aber in den nördlichen Landesteilen ist das Schadensausmaß beträchtlich.
Viele Bauern, die diesen milden Winter fleißig für die Aufarbeitung der „Kyrill“-Folgen und des Schneedruck-Holzes vom letzten Dezember genützt haben, fühlen sich allmählich wie Sisyphos. Dabei wissen alle, dass das Schadholz rasch weg muss, denn es droht – auch wegen des warmen Winters – große Borkenkäfer-Gefahr.
Wie sich das alles auf die ohnehin schon niedrigen Holzpreise auswirkt, daran wollen viele Waldbauern gar nicht denken, ihren Stundenlohn für die viele Waldarbeit rechnen sie lieber nicht aus.
Zum Taschenrechner greifen jetzt allerdings die Versicherungen. Denn die vielen wetterbedingten Schadensfälle der vergangenen Jahren – begonnen hat die Serie eigentlich schon mit dem Sturm „Lothar“ am Stefanitag 1999 – reißen tiefe Löcher in die Budgets. Die Polizzen werden wohl teurer werden.

Emma stärker, Kyrill aber katastrophaler
Bei „Kyrill“ gab es nämlich flächendeckend orkanartige Böen, was bei „Emma“ in dieser Art nicht der Fall war. Daher waren die Schäden im Jänner des Vorjahres größer, ganze Wälder wurden geknickt.
Ein Vergleich der konkret gemessenen Spitzenböen macht es deutlich: Am Flughafen Salzburg wurde am 18.1.07 („Kyrill“) eine Spitze von 126 km/h gemessen, Sturm „Paula“ am 27.1.08 fegte mit 104 km/h, und die Spitzenböen von „Emma“ am vorigen Samstag, 1.3.08, wirbelten mit 140 km/h zwei Kleinflugzeuge durcheinander.
Am Wendelstein an der bayrisch-österreichischen Grenze brachte es „Kyrill“ auf einen Spitzenwert von 202 km/h, „Emma“ hingegen auf 223 km/h.
Eigentlich auch nur ein „Lüfterl“ im Vergleich zur höchsten jemals gemessenen Windgeschwindigkeit: 372 km/h auf dem Mount Washington in New Hampshire in den USA. Wissenschafter vermuten in Tornados noch heftigere Böen bis zu 500 km/h – messen konnte das bisher allerdings noch niemand.

EU warnt vor globalen Konflikten durch Klimawandel
Quelle: Reuters-Deutschland

Der Klimawandel könnte nach einer Analyse der EU-Kommission in Zukunft zu Konflikten mit Russland über Energierohstoffe führen.

Dies sei zu befürchten, wenn das Eis am Nordpol wegen der Erderwärmung schmelzen und neue Ressourcen zugänglich machen werde, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht der EU-Kommission an den Rat der EU-Staats- und Regierungschefs in der kommenden Woche in Brüssel. Dies ist eines der Beispiele für Sicherheitsprobleme, die der Klimawandel nach sich ziehen könnte und in der Europäischen Union dringend ins Auge gefasst werden müssen.

So müsse die EU in die Diskussion um Gebietsansprüche und den Zugang zu neuen Schiffshandelswegen einsteigen, die sich entwickelt, weil in der Arktis Gletscher und Packeis schmelzen. Dass Russland im vergangenen Jahr seine Flagge im Meer unter dem Nordpol verankerte, illustriere dieses strategische Interesse. Ein Ansatzpunkt dazu wären das internationale Seerecht.

In dem Papier wird noch auf zahlreiche andere Konflikte hingewiesen, die Folge von Wassermangel, schwindender Nahrungsmittelproduktion und Fischbestände oder Überschwemmungen und Dürren sein könnten. Die Ostküsten von China und Indien würden ebenso wie die Karibik und Zentralamerika besonders unter ökologischen Schäden des steigenden Meeresspiegels und unter Naturkatastrophen leiden. Millionen von Umweltmigranten würden sich in Sicherheit bringen vor Armut, schlechter Gesundheitsversorgung und Arbeitslosigkeit. "Europa muss mit beachtlich stärkerem Migrationsdruck rechnen."