Klimawandel - Sicherheitsrisiko oder Hysterie?
Quelle: Berlin Kontor vom 06.06.2007

Mit dem Klimawandel steigt die Gefahr von Krisen, Massenflucht und sogar Kriegen.

In Zukunft gebe es mehr Streit um Wasser und Nahrung geben, die wegen der Erderwärmung immer knapper würden, befürchtet der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung -Globale Umweltveränderungen (WBGU). Die Regierungsberater kommen in einem in Berlin vorgelegten Gutachten zu dem Schluss, dass der Klimawandel ohne entschiedenes Gegensteuern die Anpassungsfähigkeit vieler Gesellschaften überfordern wird. Dadurch könne es in einigen Weltregionen zu innerstaatlichen Zerfalls- und Destabilisierungsprozessen mit diffusen Konfliktstrukturen, zwischenstaatlichen Konflikten und einer Überforderung des internationalen Systems kommen. Die klassische Sicherheitspolitik könne diese neuen Bedrohungen der internationalen Stabilität nicht bewältigen. Die Klimapolitik und Anpassungsstrategien an den Klimawandel würden zu wesentlichen Elementen präventiver Sicherheitspolitik.

Weiter heißt es in der alarmierenden Studie: Diese Herausforderung könnte die Staatengemeinschaft durchaus auch zusammenführen, wenn sie sie als Menschheitsbedrohung versteht und in den kommenden Jahren die Weichen für die Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels stellt. Gelingt dies aber nicht, wird der Klimawandel zunehmend Spaltungs- und Konfliktlinien in der internationalen Politik hervorrufen. Diesem Problem muss sich auch der heute beginnende G8-Gipfel stellen.

1,1 Milliarden Menschen haben schon heute keinen sicheren Zugang zu ausreichend viel und gutem Trinkwasser. Diese Situation kann sich in einigen Regionen der Welt weiter verschärfen, weil es durch den Klimawandel zu größeren Schwankungen in den Niederschlägen und der Wasserverfügbarkeit kommen dürfte. Zudem kann sich regional die Ernährungssicherheit verschlechtern, weil durch den Klimawandel Ernteverluste insbesondere in den Entwicklungsländern drohen. Bereits heute sind weltweit über 850 Mio. Menschen unterernährt. Durch den Klimawandel ist auch mit einem weiteren Meeresspiegelanstieg und einer Intensivierung von Stürmen und Starkniederschlägen zu rechnen. Daraus ergeben sich für viele Städte und Industrieregionen in Küstennähe deutlich erhöhte Risiken durch Naturkatastrophen. Diese Wirkungen können insbesondere schwache Staaten überfordern und im Extremfall auch deren Zerfall begünstigen. Sie können zu Verteilungskonflikten um Wasser, um Land und zu Wanderungsbewegungen führen.

Der WBGU hat ausgewählte regionale Brennpunkte näher untersucht: Beispielsweise sind das südliche Afrika und das Gangesdelta besonders gefährdet. In diesen Regionen könnte der Klimawandel die wirtschaftlichen Potenziale weiter schwächen, die Bedingungen für menschliche Sicherheit verschlechtern und die Leistungsfähigkeit der Staaten überfordern. Afrika ist im weltweiten Vergleich schon heute durch Destabilisierung und Gewalt am meisten gefährdet. Dort sind Millionen von Menschen auf der Flucht vor Bürgerkrieg und Verelendung. Der Klimawandel würde schwelende Konflikte weiter anfachen. Ein weiteres Beispiel ist Amazonien, wo ein Kollaps des Regenwalds unabsehbare wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen hätte. Neben Entwicklungsländern sind aber auch wirtschaftlich aufstrebende Regionen wie etwa die Ostküste Chinas gefährdet: Hier sind dicht besiedelte Großstädte und industrielle Ballungszentren wachsenden Sturm- und Flutrisiken ausgesetzt – mit erheblichen ökonomischen und sozialen Folgen.

Schon heute lebten 1,1 Milliarden Menschen ohne sicheren Zugang zu ausreichend Trinkwasser, 850 Millionen seien unterernährt. Vom Klimawandel sei eine Verschlimmerung zu erwarten: Schwankungen bei Niederschlägen, der steigende Meeresspiegel und die wachsende Gefahr von Unwettern brächten neue Risiken. Folge könnten Verteilungskonflikte und Wanderungsbewegungen sein.

Die Wissenschaftler erwarten, dass immer mehr arme Staaten damit allein nicht umgehen können und weiter destabilisiert werden. Besonders das südliche Afrika und das Gangesdelta seien gefährdet. Afrika sei schon heute von Destabilisierung und Gewalt am meisten betroffen. Millionen Menschen seien bereits auf der Flucht. “Der Klimawandel würde schwelende Konflikte weiter anfachen”, erklärte der WBGU.

Ex-Bundeskanzler Helmut SCHMIDT (SPD) sagte unter Berufung auf einen Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in BILD (4.6.), dieser “Weltklima-Rat” habe sich selbst erfunden. Die ganze Debatte über den Klimawandel sei “hysterisch und überhitzt - vor allem durch die Medien”. Klimatische Wechsel habe es “auf dieser Erde gegeben, seit es sie gibt.” Seit hundertausend Jahren gebe es Warmzeiten und Eiszeiten. Sich darüber aufzuregen oder sogar zu meinen, ein Klimawechsel könne “durch gemeinsamen Beschluss in Heiligendamm aufgehalten werden - das ist reine Hysterie, das ist dummes Zeug.”

Helmut Schmidt, der von 1974 bis 1982 an der Spitze der Bundesregierung stand und jetzt Mit- Herausgeber von DIE ZEIT ist, sagte, ohne Nutzug der Atomkraft sei ein wirksamer Klimaschutz “kurzfristig nicht denkbar”. Ohne Kernkraft gehe es nicht. Wie es aber in 30 Jahren aussehen wird, könne er nicht beurteilen, so der ehemalige Bundeskanzler, der vor 25 Jahren von Helmut Kohl (CDU)als Regierungschef abgelöst wurde.