Dicke Luft über Österreich
15.06.2006

Der Ausstoß klimaschädigender Treibhausgase steigt dramatisch an.

Die Freude war verfrüht: Vor einem Jahr hatte Umweltminister Josef Pröll über eine "Trendumkehr bei den Emissionen" gejubelt. Erstmals seit 1999 war der Ausstoß von Treibhausgasen in Österreich im Jahr 2004 gesunken. Ein Jahr später gab es nichts mehr zu jubeln:
"Dramatisch" sei der Anstieg der CO2-Emissionen 2005, lautet Prölls bittere Bilanz: Das Erreichen des Kioto-Ziels ist sehr, sehr schwierig geworden .
"Österreich hat sich 1997 bei der Klimakonferenz im japanischen Kioto zu einer Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes im Zeitraum 1990 bis 2012 um 13 Prozent verpflichtet. Tatsächlich sind die Emissionen von 1990 bis Ende 2005 um 18,1 Prozent auf 93,2 Millionen Tonnen gestiegen. 2005 hat sich der negative Trend beschleunigt: Österreich emittierte 2,1 Millionen Tonnen CO2 mehr als 2004.

Klima-Sünder
Verantwortlich für die höheren Emissionen 2005 sind drei Bereiche:
Die Industrie hat ihren CO2- Ausstoß um eine Million Tonnen auf 24,7 Millionen Tonnen erhöht. "Das liegt fast ausschließlich an der Expansion der voestalpine", erklärt Pröll.
Haushalte haben mit ihren Heizungen 2005 ebenfalls eine Million Tonnen mehr Treibhausgase in die Luft gepumpt als 2004.
Und der Verkehr erhöhte seine Emissionen um 700.000 Tonnen. 24,4 Millionen Tonnen Treibhausgase produzierte der Verkehr. "Davon entfallen acht Millionen Tonnen auf den Tanktourismus. Die Emissionen entstehen im Ausland, werden aber Österreich zugerechnet", ärgert sich Pröll, der weiter hofft, diese Emissionen in Verhandlungen ins Ausland abschieben zu können.
Das Klima-Ziel 2012-Emissionen von 68,87 Millionen Tonnen – liegt aber auch ohne Tanktourismus in weiter Ferne. Forcieren will Pröll daher Klimaschutzprojekte im Ausland, aus denen Einsparungen an Emissionen in Österreich angerechnet werden können.

Alarmierende Daten erfordern Energiewende

Eine OECD-Studie reiht sich ein in eine Serie von Studien renommierter KlimaforscherInnen und belegt deutlich den immer dringenderen Handlungsbedarf.
Die in der OECD-Studie angedrohte Schneeunsicherheit für rund 70 Prozent der Wintersportregionen in Österreich, bestätigt die im Oktober 2006 veröffentlichte Studie von britischen Weltbank-Ökonomen Nicholas Stern. Stern kommt zum Schluss, dass der Klimawandel kein reines Umweltproblem darstellt, sondern alle gesellschaftliche Bereiche und insbesondere die Wirtschaft betrifft. Die Kosten zur Reduktion der Treibhausgase, um nur die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, betragen rund ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Wenn nicht gehandelt wird, würden die Kosten fünf bis zwanzig Mal höher sein.

"Es ist höchste Zeit für die Energiewende: Raus aus Öl und Atom und rein in erneuerbare Energien und Energieeffizienz". Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz schützen die Umwelt, schonen die Geldbörse, schaffen neue Arbeitsplätze und sichern eine lebenswerte Umwelt.
Von der neuen Regierung wird die gesetzliche Festlegung eines verbindlichen Ziels zur Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien auf 50 Prozent bis 2020 gefordert.

Darüber hinaus ist die Einrichtung eines Energiewende-Fonds, der neben Zweckbindungen bestehender Mittel (z.B.: Wohnbauförderung, Energieabgabe) mindestens 200 Mio. Euro pro Jahr an Zusatzfinanzierung für die Energiewende vorsieht, ein Gebot der Stunde.
Auch an der Einführung einer ökologisch-sozialen Steuerreform führt kein Weg vorbei.